Moderne Verwaltung?
Mit Ordnungsamt-Chef Maximilian Lipp
04.03.2024 24 min
Zusammenfassung & Show Notes
Wie unterstützt moderne Verwaltung Demokratie? Hat das Ordnungsamt Einfluss auf Sperrbezirke von Prostitution? Wo hakt es bei der Digitalisierung? Wir diskutieren mit Maximilian Lipp, Jurist und Leiter des Ordnungsamtes Karlsruhe, los geht's!
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🔗 Karlsruhe Puls Portrait zu Maximilian Lipp
https://karlsruhepuls.de/neuer-leiter-ordnungsamt/
🔗 Pressemeldung zum Antrag digitales Bürgerbüro
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🔗 Uns gibt's auch als Videocast auf Youtube unter "Die Lage in Karlsruhe"
https://www.youtube.com/playlist?list=PL2d-xPkSlKwOwFVL_MlJvyC2Tygi-Op8h
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Transkript
Und ich glaube eben, es ist mit unsere Aufgabe, dass wir unser
westlich demokratisch freiheitliches System stabilisieren, das
Vertrauen darin stärken. Also das hat was mit Verwaltungskultur zu tun. Das
müssen alle Mitarbeitenden begreifen.
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Die Lage in Karlsruhe. Heute
haben wir einen besonderen Gast mit, dessen Amt wahrscheinlich jeder, der in
Karlsruhe wohnt, mal zu tun hatte, dem Ordnungsamt. Herr Lipp, Sie
sind heute hier. Was macht denn Ihr Amt so eigentlich
alles, außer dass man seinen Ausweis dort beantragt?
Ja, das Amt hat einen sehr großen Zuständigkeitsbereich.
Wir heißen ja auch nicht nur Ordnungsamt, sondern Ordnungs- und
Bürgeramt. Da steckt schon ganz klar drin, dass Bürgerservice ein großes Thema
ist. Aber das ist ja auch historisch gewachsen. Also natürlich Kern unseres
Amtes ist die Polizeibehörde, also das
klassische Ordnungsamt, die Ordnungsbehörde der Stadt. Aber da direkt
angedockt ist auch zum Beispiel die Versammlungsbehörde. In Zeiten
von Corona sind wir als Infektionsschutzbehörde bekannt geworden.
Und neben diesen schwer polizeirechtlichen Aufgaben
haben wir weitere Abteilungen, insgesamt sieben Stück.
Unsere Abteilung 2 zum Beispiel ist die Bürgerserviceabteilung,
da ist, was die Meldebehörde macht, angedockt. Also das ganze
Ausweiswesen, Passbeantragung und so weiter, Wohnsitzanmeldung.
Aber auch die Behördennummer 115 gehört da dazu.
Wir haben ein eigenes Callcenter. Dann gehört zum Amt beispielsweise
noch die Straßenverkehrsstelle, also die Straßenverkehrsbehörde,
die Anordnung von beispielsweise den
Verkehrszeichen, die wir im öffentlichen Verkehrsraum kennen, aber
auch die Führerscheinstelle, also Fahrerlaubnisse, die Zulassung
und auch die Bußgeldstelle. Dann weiter die
Ausländerbehörde gehört zu uns, aber auch zum Beispiel das Standesamt
mit der Staatsangehörigkeitsbehörde, also Einbürgerungen
und jetzt von den Fachbereichen, die nach außen
wirken, last but not least, die Veterinärbehörde
mit Lebensmittelüberwachung. Das sind so die sechs Abteilungen,
die nach außen wirken. Gewerbeamt? Ja, das ist
nicht eigens, das ist mit bei der Polizeibehörde. Also Sie sehen da gibt es noch
einige, tatsächlich nicht unwichtige, aber kleinere
Einheiten, die dann immer an die Abteilungen angedockt sind. Also es ist ein ganz schön
breites Spektrum. Und ziemlich komplex, also wenn man sich das so anhört.
Tatsächlich, da ist es halt auch so, dass das sicherlich wie ganz
viele oder die meisten Ordnungsämter im Land
historisch gewachsen ist. Also mal dieser Kern Polizeibehörde
und eigentlich Meldebehörde, die Meldepolizei, aber
immer mehr dran kam auch nach Verwaltungsreformen, was
einmal nach starker Eingriffsverwaltung, Polizeirecht
aussieht und andererseits was Richtung Bürgerservice geht. Also
beispielsweise das Andocken der 115 an die Meldebehörde
wird da ganz deutlich. Bürgerservice-Gedanke gibt man dahin.
Auf der anderen Seite zum Beispiel die Veterinäre, die doch
relativ viel obrigkeitlich dann arbeiten
müssen. Also ob Tierhaltung so in Ordnung ist oder nicht oder auch die
Lebensmittelkontrolle. Die hat natürlich rechtliche
Gehalte, aber sind vor allem Spezialisten im Bereich Veterinär
oder Lebensmittel. Die hat man aber an uns angedockt,
landläufig, obwohl die Schnittmengen eher gering sind. Jetzt
polizeirechtlich, wir hatten eine Doppelfolge zum Thema Prostitution in
Karlsruhe, wo auch der Herr Krieg von der Kriminalpolizei dabei
war. Da geht es ja auch bei Ihnen drum, die Anmeldung
von Prostituierten. Jetzt gab es ja letztes Jahr vor allem einen großen
Aufschrei in Durlach, in der Ottostraße, zu einer
Immobilie dort. Wie kann das
Ordnungsamt da eingreifen oder was kann das Ordnungsamt zum Beispiel an so
einer Stelle tun? Die SPD hatte ja die Ausweitung von
Sperrbezirken gefordert, was ja eigentlich in der Sache des Regierungspräsidiums
ist. Gibt es da eine Stelle oder eine Sache, was das Ordnungsamt
tun kann? Also bezogen auf die
angesprochene Immobilie ist es so, dass es da ja bauordnungsrechtliche
Dinge geht, die nicht in unserem Zuständigkeitsbereich sind und tatsächlich ist
es momentan tatsächlich ja so, dass sich die ganzen Planungen
da jetzt, dass die nicht weiterverfolgt werden momentan, so die Nachrichtenlage.
Was sonst die Prostitution betrifft, ja für den Sperrbezirk
ist das Regierungspräsidium zuständig. Wir waren
im Regierungspräsidium auch in Gesprächen und so wie wir es auch schon im Vorfeld
sagten, haben wir eigentlich keine Tatsachenlage,
so dass wir nachvollziehen können, ja seit der letzten Änderung
der Sperrbezirksverordnung im Jahr 2014 haben wir eine
komplette Änderung der Sachlage. Das können wir nicht sehen.
Aber, das ist so jenseits dieser Sperrbezirksverordnung.
Ich glaube, ich muss mir sehr genau hinhören und hingucken auf die
konkreten Beschwerde, jetzt vor allem aus Durlach vor Ort. Da
geht es ja auch vor allem darum, beispielsweise,
na wie soll man sagen, Hinterlassenschaften beziehungsweise
Dinge, die bei der Ausübung der Prostitution
drumherum geschehen. Also es geht eigentlich weniger
jetzt das eigentliche Anbieten der Dienstleistung,
beispielsweise auf dem Straßenstrich, sondern die Hinterlassenschaften, also
Stichwort Müll am nächsten Morgen oder Vollzug
möglicherweise des Geschlechtsaktes in
Sichtweite oder zu nah an Wohnbebauung. Und da sage ich,
sollte man insoweit hingucken und glauben wir, dass man was auch mit
Einzelmaßnahmen machen kann. Also auch Heute ist es ja schon
beispielsweise nicht erlaubt, dass, was weiß ich,
mitten in einer Stadt oder Nähe von Wohnbebauung
da Prostitution tatsächlich ausgeübt wird, also jenseits des
Anbietens. Und da müssen wir gucken, ob es Möglichkeiten gibt, dass wir direkt tätig
werden. Also es gibt unter der Schwelle Verschärfung,
Sperrbezirksverordnung, wo wir jetzt sehr wahrscheinlich
nicht hinkommen werden, in Level drunter nochmal eine
Arbeit, polizeiliche Arbeit vor Ort, beziehungsweise polizeilich
mit uns zusammen, das werden wir uns gemeinsam angucken. Genau, und im gesamten
Stadtgebiet, das war ja auch im letzten Podcast schon, handelt es sich
so 15 bis 25 Prostitutierte im Straßenstrich.
Genau, auf dem Straßenbereich. Genau, das mal in Relation auch
zu setzen zur Gesamtstadt.
Ein ganz anderes Thema, sehr großes Thema, die heute Show hat es
ja auch aufgegriffen in den letzten Wochen, ist die Digitalisierung
in den Ämtern von Prozessen, beispielsweise
Anmeldung Kfz. Wie steht da die
Stadt Karlsruhe da? Wir hatten ja zum Beispiel als unsere Fraktion beantragt
Videotermine. Dann gab es die große Corona-Welle
von unbearbeiteten Sachlagen.
Wie ist das Amt jetzt aufgestellt? Wie sieht da die Zukunft
aus? Ja, also grundsätzlich bin ich der
Überzeugung, dass wir hier schon sehr gut und auch das,
was mittlerweile digital möglich ist, gut digital aufgestellt
sind. Allerdings ist es schon so und ich möchte jetzt
nicht Verantwortlichkeiten verschieben, aber wenn man einen nüchternen
Befund mal sich anschaut, muss man sagen, dass
eigentlich die Digitalstrategie bundesweit,
also aller letztlich Ebenen der Verwaltung
von Bund über Land über Kommunen nicht funktioniert
hat. Also Stichwort OZG, Onlinezugangsgesetz, wo eigentlich
bereits bis vor zwei Jahren gut 600 Prozesse
digitalisiert sein sollten, aufgeteilt zwischen
den Bundesländern eigentlich, sodass nicht jeder sich mit allem beschäftigen
muss. Ich kann gar nicht in die Details gehen oder genau
analysieren, warum, aber man muss sagen, das hat so nicht funktioniert. Sondern
wir haben heute
einige Prozesse, die implementiert sind. Das sind
aber ganz ganz weit weg von diesen 600. Da sind wir irgendwo im guten
zweistelligen Bereich, aber leider mehr nicht. Und was ich
feststelle, da
fällt es anscheinend schwer, in
diesen eigentlich guten Zuständigkeiten, die wir im Föderalismus
haben, da dann was Einheitliches auf die Beine zu stellen.
Also vielleicht ganz plastisch, alle Ordnungsämter oder
Meldeämter in Deutschland vollziehen ja das gleiche Melderecht, das ist das
Bundesrecht. Es macht eigentlich keinen Sinn, dass einzelne
Bundesländer oder gar einzelne Kommunen sich dasselbe in der
Software stricken. Das habe ja auch mal diese Idee, aber die hat
nicht funktioniert Und teilweise, also dass man es aufteilt und
was Einheitliches macht und teilweise versucht man dann irgendwie
diese Lage ja ein bisschen hemmärmelig selber dazu
flicken. Mit Workarounds. Genau. Und das funktioniert einfach ganz
schlecht und schwer. Wir machen damit, wo wir
können. Ich glaube, es gibt jetzt auch vielleicht so ein paar neue
Richtungen. Also beispielsweise war es doch lang
unklar. Wie sieht es eigentlich aus mit so einem Bürgerverwaltungskonto.
Da gab es das Service BW-Konto, da gibt es immer noch aber
die Seite, dann zwischenzeitlich das Bundkonto.
Diese Bund-ID ist jetzt aber doch in den letzten Monaten stark in den
Vordergrund gerückt. Auch da liefen ja beispielsweise
diese Unterstützungsleistungen an Studenten in der
jetzt, also diese
quasi wirtschaftlichen Zuschüsse im letzten Jahr, Heizkostenschutz, ähnliches was es da
gab, hat es stark befeuert. Da scheint die Zukunft
drin zu liegen und wäre, glaube ich, gut, da mal
was Einheitliches eben zu haben. Da muss es lang gehen und
da werden wir immer mitwirken. Jetzt hat man
ja in Karlsruhe auch eigene Wege ein bisschen
beschritten. Früher, klar, man hat einen Termin vereinbart oder
kam vor Ort, hat eine Nummer gezogen. Mittlerweile hat man ja auch diesen
Schalter am Eingang. Wollen Sie da ein bisschen mal
aufzeigen, worum es da ging oder warum es das verbessert hat
auch? Also ich denke, natürlich müssen wir
digitalisieren, auch in der Breite. Aber die Digitalisierung
dürfen wir nicht ihrer selbst willen machen. Also ganz konkret in Zeiten
von Corona schien es gut und opportun,
dass wir insgesamt alles auf Terminvereinbarung umstellen,
Online- Termine machen. War da vollkommen in Ordnung.
Allerdings glaube ich, es ist immer notwendig, dass wir ganz
konkret uns angucken, wie funktioniert die Behörde, wie
sind die Abläufe und dass wir nicht alles über
einen Kamm schert. Ganz konkret, wir haben festgestellt bei den Terminvereinbarungen,
a, hatten wir doch relativ viele Fehlbuchungen
bzw. Dass Leute sich zwei Termine reservieren oder einen reservieren
und gar nicht kommen, sodass wir Ausfallzeiten hatten. Plus
bei einem Termin sind wir immer angewiesen eine
Bearbeitungszeit X anzunehmen, die unter Umständen nicht
zutrifft, also dass wir schneller sind. Insoweit wollen wir
zwar vermeiden durch die Terminbuchungen, dass sich lange
Schlangen bei uns bilden, aber wenn jetzt mal zwei, drei Leute
in Reihe stehen, sodass quasi ohne Zeitverzug der
nächste Termin angeschlossen werden kann, ist es auch für uns
vorteilhaft. Also dass man beispielsweise in einer Stunde nicht
sechs feste Termine durchbekommen, sondern vielleicht einfach sieben Leute. Das
macht halt oder summiert sich auf doch
zu einem größeren Durchsatz, wenn man das mitnimmt.
Und dann haben wir festgestellt, wenn wir alles auf
online umstellen, dass doch im Vorfeld
manchmal die Leute mit, obwohl wir gut informieren und auch
online, nicht mit den richtigen Dokumenten kommen oder dass ein E-Mail-Schriftverkehr
beginnt, der hin und her geht. Also das ganz einfache,
klassische Gespräch von Person zu Person,
von Bürger, Bürgerin zu Mitarbeiterin, Mitarbeiter.
Man darf das nicht unterschätzen, das sind persönliche Kontakte, das Gespräch
muss professionell verbindlich geführt werden, geht aber dann manchmal
viel schneller, auch dass weitergeholfen wird und gesagt wird in einer Minute,
da fehlt noch ein Dokument, bitte bringen Sie das, machen
Sie dann einen Termin, kommen Sie dann und dann wieder.
Das hat auch einen guten positiven Effekt, wenn
das richtig eingebunden wird. Und
diesen Ausgleich beziehungsweise zu schauen, wo
arbeitet man besser im persönlichen Gespräch ohne Termin.
Da haben wir, wie Sie es angesprochen haben, so eine Expresshalle
geschaffen, die unter diesem Motto läuft. Plus ab wann gehen wir in
den Online-Termine? Da muss man auch ein bisschen experimentieren. Das
haben wir getan und sind da im Bereich des Bürgerservice zu sehr
guten Ergebnissen mittlerweile gelangt. Kommt man bald auch in die
Testphase von so Videoterminen, wie man das in Heidelberg gemacht hat?
Tatsächlich sind wir gerade dabei, eine Software zu
beschaffen für die Videotelefonie. Was es da
gilt, sehr genau anzugucken, wo können wir denn die Videotelefonie
einsetzen. Also wir sind immer da,
insoweit gehemmt, wo wir bezüglich
Verwaltungsleistungen an bestimmte Formerfordernisse gebunden sind, wo
wir Schriftformerfordernisse haben. Also Formerfordernisse ist
Unterschrift, die geschrieben ist, nichts Gescanntes. Eigenhändige
Unterschrift, eben nichts Gescanntes. Da können wir das
nicht lösen. Aber überall da, wo wir Formen haben, ein
Telefongespräch oder auch Kontakt
per E-Mail, kann man freilich als moderne Form die Videotelefonie
einsetzen. Da fangen wir jetzt mal mit Software an
und wollen das so einführen langsam, vielleicht auch
Bereich 115 und das wird sicherlich eine Säule werden.
Da aber nochmal, ich hatte es vorher angesprochen, diese
Digital-ID-Funktion über den Personalausweis mit diesem
Bundkonto. Wenn da mehr Leistungen reinkommen,
oder ersetzt dann die schriftliche Unterschrift und das ist der
Weg eigentlich. Aber es ist ja auch sozusagen, was der Gesetzgeber tun muss, was
die Stadt jetzt nicht einfach übergehen kann und sagen kann, die Unterschrift ist
halt gescannt. Genau, so ist es. Deswegen hat man ja auch immer noch
viele Formulare, die man zwar bei der Stadt schon online ausfüllen kann, aber am Schluss
kriegt man eine PDF, die man dann wieder ausdrucken muss. Dafür hat man
es in schöner Schrift, sage ich mal.
So Systembrüche, Damit geht das Ordnungsamt
ja auch neue Wege. Beispielsweise
so Robotik-Automatisierung wurde erprobt
im Amt, habe ich gehört. Auch ziemlich erfolgreich, glaube ich,
an einer Stelle. Ja, da gibt es
natürlich verschiedene Konstellationen, eignet sich nicht für
alles. Da haben wir aber gerade im Bereich
Ausländerbehörde mit den Kollegen des IT-Amtes
sind wir da bestimmte Dinge angegangen, also einfach wo
relativ, ich möchte mal sagen, eindimensional
schlicht Daten von einem Formular ins andere übertragen werden. Da lässt
sich der Prozess mit Software so automatisieren, dass man durchaus
die Software anweisen kann, zu sagen, von diesem Feld X
muss der Daten oder die Daten, die da drin stehen, in das
Feld Y auf dem zweiten Formular übertragen werden.
Und damit kann man ganz gut arbeiten, spart sich natürlich Zeit.
Wobei eines natürlich wäre es viel schöner, wenn wir die Daten komplett nur
einmal eintragen müssen und zwischen den entsprechenden Fachprogrammen, die
wir haben, konkretes Beispiel zum Beispiel
Fachprogramm Ausländerbehörde, wo wir ja letztlich die gleichen
Personendaten eintragen wie beispielsweise bei der Melderbehörde,
dass da ein automatisierter Abgleich stattfinden kann. Da ist es
leider in vielen Bereichen noch nicht so weit. Aber da kann
man sich mit sowas helfen. Jedenfalls doch in
einigen Konstellationen. Vielen Dank.
Wie ist das kulturell? Man hat ja, wenn man
sagt, wir möchten den Kontakt zu den Menschen nicht verlieren, gerade im
digitalen Zeitalter. Bei der Heute Show hat man
ja, glaube ich, in Estland Schalter gezeigt, wo niemand sitzt,
weil man gesagt hat, da ist ja alles digital. Sie haben ja gerade ein bisschen
herausgestellt, das persönliche Gespräch hilft auch meistens. Aber doch wird
es da auch manchmal ja emotional. Es hängt ja oft an der Reisepass für eine
kurzfristige Reise dran. Es hängt die Einbürgerung
dran. Da wird es doch auch oft emotional und ist auch eine
Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber auch Das kann
wiederum abspiegeln oder ableuchten
an die Bürgerinnen und Bürger. Wie geht man mit
solchen, ich sag mal, soften, kulturellen
Dingen im Amt Das ist ein sehr
wichtiger Punkt, weil ich glaube, dass
Stichwort jetzt Bürgerservice oder überhaupt der Umgang
mit den Bürgerinnen und Bürgern, den ja jedes
Unternehmen irgendwie pflegen muss. Also wobei Für mich der
Unterschied ist, wir sind ja nicht nur Unternehmen als
Verwaltung, sondern da sitzen die Bürgerinnen und Bürger ja
eigentlich mit auf Unternehmensseite, könnte man sagen. Weil
der Staat hängt ja von den Bürgerinnen und Bürgern ab. Die Bürgerinnen und Bürger
sind durch Wahlen, gegebenenfalls Abstimmungen
direkt beteiligt. Es ist
wichtig, dass wir als Verwaltung erkennen,
dass wir nicht nur den bloßen Gesetzesvollzug als Aufgabe
haben, sondern also für mich auch selbstverständlich
ist, dass unsere Aufgabe ist, bei den Bürgerinnen und
Bürgern Vertrauen in dieses System zu erzeugen. Also
letztlich von unserer Qualität zu überzeugen,
dass wir unserer Aufgabe nachkommen im Sinne
der Bürgerinnen und Bürger, dass wir unseren Auftrag erfüllen und dass wir das auch
können. Und das glaube ich leidet ab und an,
also nicht konkret in Karlsruhe darüber hinaus. Also wir haben
ja eine gesellschaftliche Diskussion oder schon einen
Diskurs über die
Stellung des modernen Staates, über Staatlichkeit an sich und
zwar nicht nur bei uns hier in Deutschland, sondern wenn wir nach Europa
blicken, Wenn wir über den Atlantik blicken, was sehr ähnlich
ist, meine ich, findet in den USA gerade auch statt.
Und ich glaube eben, es ist mit unserer Aufgabe, dass wir
unser westlich demokratisch-freiheitliches
System stabilisieren, das Vertrauen darin stärken. Also
das ist eine Art Subtext, die unsere Aufgabe unterliegt
und das hat was mit Verwaltungskultur zu tun. Das müssen alle
Mitarbeitenden und Mitarbeiterinnen
begreifen wollen und ich glaube, das ist etwas, was über Zeit kommt. Das kann
man nicht oberigkeitlich verordnen, sondern das muss irgendwie
von innen kommen. Und halte ich aber für sehr wichtig und ja,
das können persönliche Gespräche sein, Das kann das Bemühen
sein, auch Entscheidungen, die
belastend sind für Bürgerinnen und Bürger, und das ist vielleicht fast
so ein Gradmesser dafür, dass was Schwieriges
zu vermitteln, wenn wir das gut hinbringen, verbindlich,
und dann Bürgerinnen und Bürger sagen, okay, die Entscheidung ist zwar
nicht zu meinen Gunsten, aber ich kann sie akzeptieren und ich
kann der Behörde bescheinigen, dass sie ordentlich verständlich
gearbeitet hat, dann ist das
eine gute Auszeichnung eigentlich, beziehungsweise ein, wie ich sagte, guter
Gradmesser dafür, wie gut man eigentlich die Leistungen rüberbringt. Das ist
so ein Ansatzpunkt, sozusagen auch dieser Express-Schalter, den wir vorhin
erwähnt hatten, ist ja schon ein Stück weit Nicht
nur einfach, ich gehe da hin und sage, ich habe Folgendes zu erledigen, sondern manchmal
kommt man ja auch als Bürger oder Bürgerin mit
Fragen dorthin, wo muss ich überhaupt hin? Oder was ist der nächste
Schritt? Gerade beim Einbürgerungsprozess ist ja erstmal,
habe ich den Aufenthaltstitel,
Da muss man ja bestimmte Schritte gehen, die man manchmal selber gar nicht so
kennt oder wo es schwierig oder einem schwierig fällt, die zu
recherchieren. Ist die Expresshalle dafür auch gedacht?
Ja, die Expresshalle, da ist vor allem ein
Gedanke liegt drüber, auch wenn wir mal nicht weiter helfen können oder
unzuständig sind, dass wir dennoch uns mit dem
Anliegen der Bürgerin, des Bürgers uns befassen
und dass wir als Arbeitsauftrag mal haben, die
Person, die zu uns kommt, muss einen Schritt weiter in ihrem Anliegen
kommen. Auch wenn es nicht gelöst wird oder wenn sie an der falschen Stelle
ist. Aber dass wir nicht einfach die Tür zuhauen,
sozusagen. Das ist immer schlecht. Und die
Expresshalle dient vor allem dazu,
mal ganz physisch die Leute zu uns ins Amt zu holen und nicht
draußen stehen zu lassen, wenn sie ein Anliegen haben.
Ja, das ist der Auftrag, dass wir
uns wirklich positiv mit den Anliegen auseinandersetzen
und ein bisschen da mit dem Auftrag ringen. Also es ist
nicht so einfach getan und vor allem heute nicht mehr. Und das ist richtig zu
sagen, zuständig oder nicht zuständig, das reicht heute nicht mehr. Und es müssten ja
eigentlich fast schon all arounder sein, solche Menschen, die in so einem Amt dann
arbeiten und sich in verschiedenen Systemen
beziehungsweise Rechtslagen so ein bisschen auskennen. Ja, das ist richtig.
Dahin, glaube ich, wird auch die Entwicklung zeigen, weil
natürlich auch in unserem Bereich werden die zu beurteilenden
Sachverhalte wie auch die rechtliche Seite, die Normen,
werden komplexer. Stichwort Bürokratie
aber. Ja, aber dennoch
kann das ja, kann ja dennoch Hand in Hand gehen. Vorhin waren wir bei der
Digitalisierung. Da ist es natürlich sehr wahrscheinlich,
dass wir zukünftig beispielsweise im Bereich der Zulassung
definitiv nicht mehr so viele Autos per Hand
zulassen müssen, wenn das online funktioniert.
Aber dennoch wird es genug Arbeit in unserem Bereich geben, aber ich glaube, das
wird sich verbreitern, dass einfach die Leute mehrere
Felder vielleicht abdecken müssen oder können. Da
steckt eine Chance auch drin, dass wir natürlich über wertigere
Arbeitsplätze sprechen. Und
ja, das ist die Tendenz. Also schon wie auch bei uns im
Alltag ja, dass es dieser Überblick,
sei es jetzt Medien, sei es überhaupt viele Lebenszusammenhänge
oder Sachverhalte, nicht einfacher, sondern schwieriger geworden sind. Und das ist
bei uns eben auch so. Aber die kann man einfach machen,
wenn man das als Behörde dann gut rüberbringt und entsprechend
Hilfestellung geben kann. Vielen Dank für den Einblick und
alles Gute auch bei dem Kulturprozess, sage ich mal.
Damit kommen wir auch zum Ende dieser Folge. Lasst gerne einen Kommentar da
oder liked oder teilt diesen Beitrag. Wir freuen uns
aufs nächste Mal. Bis dann. Tschüss!