Kultur-Rennpferd und Haferkürzung
Mit Bernd Gnann
19.07.2023 22 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Folge von "Die Lage in Karlsruhe" dreht sich alles um Kultur und Theater. Gast Bernd Gnann, der das erfolgreiche Karlsruher Kammertheater leitet, diskutiert mit Gastgeberin Petra Lorenz über die Herausforderungen und Chancen, mit denen Theater in der heutigen Zeit konfrontiert sind. Ein wichtiges Thema ist die Auswirkung der Corona-Pandemie auf die Theaterlandschaft und die drohenden Kürzungen der Stadt bei der Kultur, die gerade das Kammertheater hart treffen werden. Gnann betont die Bedeutung von qualitativ hochwertigem Theater und angemessener Bezahlung für die Schauspieler. Die reiche Theaterlandschaft in Karlsruhe, wie das Jacobus-Theater, die Badisch Bühn und das Sandkorn-Theater, hat Potential. Außerdem geht es um die Verbindung von Kultur und Gastronomie für den Erfolg der Stadt und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen den Theatern. Gnann teilt seine Vision für die Zukunft des Kammertheaters und seine Bestrebungen, die Menschen mit seinen Veranstaltungen zu begeistern.
Willkommen zur heutigen Folge von "Die Lage in Karlsruhe"! In dieser Episode widmen wir uns dem Thema Kultur und Theater. Als Gast haben wir heute Bernd Gnann, der das Kammertheater in Karlsruhe leitet, Geschäftsführer von Baden TV ist und mittlerweile auch in Gastronomie und Hotellerie eingestiegen ist.
Zu Beginn der Folge sprechen wir über die Herausforderungen, mit denen das Theater während der Corona-Pandemie konfrontiert war. Im Jahr 2022 verzeichnete das Unternehmen Verluste aufgrund fehlender Zuschauer. Um den finanziellen Engpass zu überbrücken, wurden während der Pandemie Gutscheine verkauft, von denen noch einige nicht eingelöst wurden. Das Theater plant, die ausstehenden Aufführungen bald nachzuholen.
Ein interessanter Aspekt, den wir diskutieren, sind die Preise für Theaterkarten. Staatstheater bieten ihre Karten zu niedrigen Preisen an (mit hoher Subventionierung), um eine gute Quote zu erreichen. Allerdings zeigt sich, dass trotzdem niemand bereit ist, diese Vorstellungen zu besuchen. Gnann berichtet davon, dass sein Theater höhere Eintrittspreise verlangt, um die Schauspieler angemessen zu bezahlen. Außerdem betont er, dass sein Theater zwischen 70 und 140 Schauspieler pro Jahr beschäftigt und erfolgreich auf unternehmerische Weise geführt wird.
Wir kommen auch auf andere Theater in Karlsruhe zu sprechen, wie das Jacobus-Theater und die Badisch Bühn, die viele Zuschauer mit wenig Geld ansprechen und wirtschaftlich arbeiten. Auch das eigenständige Sandkorn-Theater kommt zur Sprache. Gnann erwähnt auch das Kammertheater, das sich auf Musicals und Sprechtheater spezialisiert hat und sowohl in der Stadt als auch in Baden-Württemberg hohe Zuschauerzahlen verzeichnen kann. Dabei hebt er hervor, dass das Kammertheater die wenigsten Zuschüsse erhält und dennoch den größten Erfolg hat.
Ein weiteres Thema, das wir in der heutigen Folge behandeln, ist die Verbindung zwischen Kultur und Gastronomie. Gnann betont, wie eng diese beiden Bereiche miteinander verbunden sind. Er möchte die Menschen mit seiner Kultur begeistern, sie zum Lachen oder Weinen bringen und sie dazu bringen, in die Stadt zu kommen. Er betont auch das Potenzial für Veränderungen in Karlsruhe, insbesondere aufgrund der neuen U-Bahn.
Ein interessanter Punkt, den wir in dieser Folge ansprechen, ist die Frage der Finanzierung von Kultur. Es wird diskutiert, dass das Staatstheater in Karlsruhe einen hohen Zuschuss vom Staat erhält, während die Stadt Karlsruhe Sparmaßnahmen einführt (hier ein Einblick in die Debatte bei den BNN) - die Stadt allein subventioniert das Staatstheater mit über 25 Millionen Euro, die andere Hälfte kommt vom Land. Dies führt zu Fragen und Ungerechtigkeit, da es so scheint, als ob das Staatstheater bevorzugt behandelt wird. Zuletzt rügte der Landesrechnungshof das Staatstheater. Der SWR berichtete hier.
Abschließend betonen wir die Bedeutung von Kultur für eine lebendige Stadt. Sie inspiriert, regt zum Nachdenken an und fördert Kreativität. Wir diskutieren auch die möglichen Auswirkungen von Einschnitten in die Kultur auf die Stadt und betonen die Wichtigkeit von Kooperationen zwischen den Theatern.
Das war es für diese Folge von "Die Lage in Karlsruhe"! Wir bedanken uns herzlich bei unserem Gast Bernd Gnann. Bleib dran, um in der kommenden Folge mehr zur Kultur in Karlsruhe von Kulturamtschefin Dominika Szope zu erfahren! Bis zum nächsten Mal!
Transkript
Fühlst du dich da ungerecht behandelt? Nö.
Ungerecht ist gar kein Ausdruck. Das ist die größte Schweinerei, die es überhaupt noch gibt.
Für eine Aktivität, für einen Erfolg bestraft zu werden, kommt einer Entharptung
gleich. So fühle ich mich auch. Wenn das eintritt, muss ich reagieren. Ich
muss ja irgendwie was machen, damit das Baby hier weiter überleben
kann.
Ja, hallo. Heute von einer ganz besonderen Location aus dem
Kammertheater in Karlsruhe, nicht aus unserem wunderschönen Studio in der
Hebelstraße. Das hat einen ganz besonderen Grund. Zu unserer heutigen Podcast-Folge
haben wir auch einen ganz besonderen Gast. Bernd Gnann,
Unternehmer, vielschichtig engagiert hier in Karlsruhe und auch
Chef hier vom Kammertheater. Du betreibst ja Wahnsinnig
viele Genres. Du hast Gastronomiebetriebe, ich glaube jetzt auch bald ein
Hotel und du bist in der Kultur ganz stark engagiert.
Ich selbst war auch schon ein paar Mal im Kammertheater, auch mit meinen Mädels aus
meiner Firma. Was treibt dich an? Was ist so der
Beweggrund zu sagen, ich gebe hier Gas, ich will die Kultur in
Karlsruhe pushen? Grundsätzlich bin ich vor
14 Jahren nach Karlsruhe gekommen, das Kammertheater zu übernehmen. Das war
sozusagen der Samen von all meinen Aktivitäten, die ich
sonst noch in Karlsruhe aufgetan habe. Aber es hat sich so
entwickelt, dass viele Unternehmer auf mich zugekommen sind und haben gesagt Wieso hast du das
geschafft, das Kammertheater von damals 30.000
Zuschauern die Zahlen zu verdreifachen
und die Umsatzzahlen zu verzehnfachen? Und dann habe ich gesagt Ja,
ganz einfach, weil die Entwicklung hat es einfach gebraucht. Die
Gagen mussten höher sein, die Qualität musste dadurch
steigen. Und das hat eins mit dem anderen sozusagen
ergeben. Dann kamen die Unternehmen auf mich zu und haben gesagt, Mensch,
wie toll wäre es, wenn du zum Beispiel das Baden TV leiten würdest. Und
so bin ich natürlich mit diesen Unternehmern jetzt auch zusammen
in diese Gesellschaftsstruktur in Baden TV eingestiegen. Die Gastronomie
und Kultur gehört ganz eng zusammen, finde ich. Das hat was mit Kunst
und Genuss zu tun. Klar, hinterher gibt man was zu essen. Ja, oder
vorher. Aber ich will halt tatsächlich mit meiner
Kultur begeistern. Ich will die Leute mal zum Lachen bringen oder auch zum
Weinen. Wer Show Must Go On gesehen hat, Freddie Mercury,
das geht unter die Haut. Ja, muss man sagen. Und trotzdem
bin ich immer wieder überrascht, dass gerade Kulturvertreter
aus der Stadt das nicht so sehen. Die waren noch nie bei mir
im Theater tatsächlich und müssen aber trotzdem Sachen
entscheiden, die über mich hinweg brausen
und für mich völlig unverständlich. Aber nichtsdestotrotz, ich
mache Für die Stadtkultur, ich möchte gern, dass die Leute in die
Stadt kommen. Wenn man jetzt momentan am Sonntag in die Stadt kommt,
egal ob Sommer oder Winter, ist nichts los. Es ist leer, es
ist unglaublich traurig. Dadurch, dass ich viel noch
in Stuttgart tätig bin und ein gutes Netzwerk habe,
sieht man, was in Stuttgart abgeht. Es ist einfach, also
wirklich mindestens das 10-Milligard, das 20-Fache, was da in
der Innenstadt sich so umtreibt. Und
das würde ich gern verändern.
Zumal wir jetzt wirklich die U-Bahn eigentlich fertig haben. Es wird noch ein bisschen Kosmetik
gemacht oben rum, dass die Beläge fertig sind. Aber
der Einzelhandel, wem sage ich es, leidet extrem.
Und Wenn die Leute aber nicht mehr in die Stadt kommen, zu sehen, dass es
die Läden gibt, und das versuche ich mit meiner Kultur, wir haben 500 bis 600
Zuschauer am Abend, damit sie in die Stadt
kommen, dann haben die ihre Geld schon ausgegeben und könnten noch vielleicht was anderes
kaufen. Du hast jetzt gesagt, das stimmt, nicht jeder war bisher bei
dir im Theater. Ich war da. Ich war dafür in einem anderen Theater nicht.
Aber es stellt sich natürlich die Frage, braucht Karlsruhe so viele verschiedene
Theater? Ja, also die Daseinsberechtigung
hat jedes Theater definitiv. Ich sage jetzt mal
vom Amateur-Theater wie des
Jacobus braucht man unbedingt.
Und auch die Badisch-Bühnen. Die haben so viele
Zuschauer mit so wenig Geld. Wirtschaftlicher kann man es eigentlich
nicht machen. Gut, die müssen keine Gagen bezahlen. Die
zahlen eine Regie-Gage und vielleicht noch für ein Auto ein bisschen Geld.
Dann kommt das Sandkorn-Theater, die eigentlich mal, muss man auch sagen,
das Jugend- und Kindertheater betreut haben. Und das
hat das Staatstheater sich unter den Nagel gerissen,
was vielleicht für große Produktionen auch okay ist. Und wir, das Kammertheater,
haben einst mal das Boulevardtheater abgedeckt.
Und Ich bin dann aber Richtung Musical gegangen und
Sprechtheater, aber vor allem schon im Unterhaltungsbereich.
Ich finde, gerade da merkt man, wie nötig
das war, dass man das umstrukturiert hat. Wir haben
mit Abstand die besten Zahlen hier in der Stadt. Im Schauspielbereich, wenn
man das Oper und Ballett vergleicht, im Staatstheater sieht es noch mal anders
aus. Aber was Sprechtheater und Musical angeht, sind wir hier
vorsichtig, führend. Nicht nur der Stadt, sondern von ganz Baden-Württemberg.
Unser Theater braucht am wenigsten Zuschüsse und hat am meisten
Erfolg. Apropos Zuschuss, wir werden ja oft damit konfrontiert,
was ich auch so ein bisschen verstehen kann, ist ja schwierig, wenn ich jetzt sehe,
was so ein Staatstheater, ist natürlich eine ganz andere Nummer, was die an Zuschuss
kriegen von uns. Ich sage jetzt mal für den laufenden Betrieb roundabout
25 Millionen, zukünftig noch mal 20 Millionen für den
Umbau, bis der abbezahlt ist. Und jetzt muss die
Stadt Karlsruhe sparen, ist glaube ich niemand verborgen geblieben. Der
Haushalt ist ganz auf Kante genäht und nicht nur dieses Jahr, auch die nächsten
Jahre. Und das heißt, es wird in verschiedenen Bereichen auch zu Kürzungen
kommen müssen, weil sich die Stadt es einfach nicht mehr leisten kann. Und
jetzt ist natürlich dann auch immer so die Frage, wie macht man es gerecht? Die
eine sage Gießkanne-Prinzip, alle irgendwie eine halbe oder zwei Prozent
kürzen. Bei dir ist es so, dass man natürlich plant, bei
dir mehr zu kürzen, weil du gut gewirtschaftet hast. Man sagt,
der kann sich's leisten. Fühlst du dich da ungerecht behandelt?
Nö. Ich seh den Comedian in
dir. Ungerecht ist gar kein Ausdruck. Das ist die größte Schweinerei, die
es überhaupt noch gibt. Also für eine Aktivität, für einen Erfolg
bestraft zu werden, kommt einer Entharptung
gleich. So fühle ich mich auch. Wenn das eintritt,
muss ich reagieren. Ich will
es nicht mit Gleichem vergelten, aber ich muss was machen,
damit das Baby weiter überleben kann.
Wenn man bei mir von den 200.000 Euro Barzuschuss
tatsächlich jetzt 75, einst wollten sie 100.000 kürzen. Das
Land, von dem wir auch noch ein bisschen was kriegen, zieht mit einem Drittel auch
noch hinterher. Dann sind wir da doch wieder bei
100.000. Die wegfallen, das sind bei uns fünf bis sechs
Prozent vom Gesamtumsatz. Und das ist jeder
Unternehmer, der sich ein bisschen auskennt, ein Genickbruch.
Ich sehe das als Unternehmer genauso. Ich denke immer, der, der gut wirtschaftet, wird beschraft.
Das haben wir in anderen Gebieten auch, die Überschüsse bewirtschaften. Und dann kommt man und
sagt, den nehmen wir weg. Dann überlege ich mir, wo ist der Anreiz, überhaupt noch
Überschüsse zu erwirtschaften? Nein, diejenigen, die das entscheiden, die können nicht mal
Bilanzen lesen. Das ist das Schlimme. Die entscheiden über irgendwas weg.
Wir haben während Corona, haben alle Theater, weil sie Zuschüsse bekommen haben, aber
keine Kosten hatten, einen unglaublichen Deckungsbeitrag. Wir
waren im Plus. Im Jahr 2022, letzten
Jahres, haben wir mit 270.000 Euro im Minus abgeschlossen. Weil
wir wieder angefangen haben zu spielen, aber keine Zuschauer kamen.
Das heißt, das Geld rannte uns sozusagen aus den Händen. Die ganzen Gutscheine, die während
Corona gekauft wurden. Die Gutscheine, da haben wir noch, Gott sei Dank, noch ein
bisschen Gutscheine, die noch nicht alle eingelöst wurden.
Wir haben das so gemacht, dass die Stücke von Corona noch nicht gespielt wurden. Die
kommen jetzt erst. Das heißt, mit 270.000 minus starte ich jetzt
sozusagen die Außer-Corona-, die Nach-Corona-Zeit. Und das steht in den
Bilanzen drin. Das habe ich denen aber geschickt, sozusagen, als die mir
schon verkündet haben, dass sie das kürzen wollen. Jetzt habe ich denen den Antrag,
die Bilanz 22 nachgereicht. Findet keine Beachtung. Dann sage
ich, also wie blöd kann man sein, dass man das einfach ignoriert?
Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, also rein hypothetisch, du würdest gar
keine Zuschüsse von der Stadt bekommen. Was müsste denn, kannst du uns sagen, was müsste
so eine Theaterkarte nachher im Verkauf kosten, ohne, für den
Endverbraucher? Wäre das dann, wenn wir dann in der Höhe sagen, na ja, da
geht der Zuschauer vielleicht dann für das Geld gar nicht mehr in ein Kammertheater?
Würde ich nicht sagen. Ganz ehrlich, wenn man
es jetzt hochrechnet, ist der Zuschuss bei uns pro Karte bei nur
5, 50 bis 6 Euro. Das heißt, die Karte wäre vielleicht 6 bis
7 Euro teurer. Aber für viele wäre das nicht machbar.
Und es wäre eine Hemmschwelle. Du meinst, viele könnten sich Kultur nicht mehr
leisten? Die Kultur halt nicht. Ein Staatstheater
bietet für einen Spotpreis Karten an, damit sie auf eine gute Quote kommen. Aber das
will niemand sehen. Ja, ich sage mal Vorsicht im Schauspiel oder so.
Da würden halt, ich weiß, wie das geht, ja, wie man Karten beschönigt. Ich
würde mir ins eigene Fleisch schneiden, weil mir fehlt das Geld. Bei mir zählt
nicht die Kartenanzahl, die wir verkauft haben, sondern was habe ich an
Umsatz, was bleibt bei mir in der Kasse drin. Und im Staatstheater, das halt so
hoch subventioniert ist, Die Karte im Staatstheater wird mit
135 bis 145 Euro pro Ticket Zum Teil noch mehr.
Oder noch mehr bezuschusst. Bei mir 550.
Und jetzt frage ich mich halt, bin ich blöd? Muss ich
anders hausehalten? Nein, ich will, dass die
Zuschauer ein gescheites Theater, eine gute Produktion auf der
Bühne sehen. Ich will, dass die Schauspieler anständig bezahlt werden. Die
kriegen wirklich normales Geld, die kriegen 4000 Euro im Monat. Für
einen ausgelernten Schauspieler ist das
ein normales, gutes Gehalt. Wir sind da wirklich schon
oben mit dabei. Im Staatstheater beutet die
jungen Schauspieler regelrecht
aus. Die kriegen, was weiß ich, 3, 5 vielleicht mittlerweile
als Anfänger und spielen, aber die können nichts anderes mehr dazu verdienen.
Das ist dann wirklich schwierig. Die haben dann 1700 Euro netto.
Ich glaube nicht, es ist wahrscheinlich noch weniger. Ich habe damals mit 1600
Euro angefangen. Und wir
müssen über unseren guten Ruf, über das faire Miteinander
sozusagen, zu so einem Erfolg kommen. Und das ist das
Konzept, was ich fahre. Und wir bauen das sozusagen unternehmerisch
auf, dieses Theater hier. Und deshalb funktioniert das so gut. Wie
viele Schauspieler sind im Schnitt hier beschäftigt? Im Jahr zwischen 70
und 140. Also mit wechselnder Besetzung, nicht alle mit
festem Engagement. Stichwort ÖPNV. Ihr habt
auch bei der, Wenn man sich ein Ticket kauft, kann man auch die öffentlichen Verkehrsmittel
vergünstigt benutzen. Umsonst. Man darf
umsonst zum Theater und zurück. Nicht umsonst, gratis.
Nein, es ist inkludiert. Im Ticketpreis
gibt es eine große Vorverkaufsgebühr. Dann gibt es, was
Reservings bekommt. Das ist auch berechtigt. Ich finde es ein bisschen zu
hoch. Und
dann geht pro verkauftes Ticket 70 Cent an die KVV.
Also im Prinzip eine Rücksubventionierung. Das ist ja auch eine 100%-städtische
Tochter. Und wenn jetzt die Zuschüsse in dieser Höhe
gestrichen würden, könntet ihr das nicht mehr machen oder würdet das weiterführen, das
KVV-Ticket, die Bezuschussung? Naja, also ich sag mal so, jetzt müssen wir
abwarten. Ich hoffe an die Vernunft unserer
Politiker, die in der Innenstadt sozusagen in der Innenstadt tätig sind und
kapieren, was es bedeutet. Lassen wir die Innenstadt gar ausbluten oder
halt nicht. Als Erste, was ich stark überlege, ist, ob ich
diesen Hauptbetrieb, weil der ist sehr teuer, das große Haus, nicht
reduziere. Fatal wäre es für die alte Bank, weil
die lebt davon. Die macht bestimmt eine Million Umsatz. Wenn jetzt
wir da wegfallen, dann sind sie 10 Prozent, die 100.000, dann hätten wir es schon
wieder weg. Das Synergieeffekt. Ja, und ich könnte im K2
weiterspielen. Da sind die Nebenkosten enorm niedrig
und gefährde gleich viel Zuschauer. Natürlich kann man auch die
KVV-Gebühr wegstreichen. Dann wären wir schon wieder drüber.
Aber was wird an der Stadt geholfen? Nee, der Stadt wird noch mehr
geschadet. Ja, definitiv. Und Dieter Hallervorden
hat mir eine schöne Tonbandaufnahme geschickt und sagt, wenn man
einem guten Pferd, was rennt, die Haferrationen kürzt,
das ist einfach fatal. Und so fühle ich mich aber gerade. Im Schwäbischen gibt
es den Ausdruck, jetzt habe ich meine Hühnersfresse abgegränt,
jetzt liege ich in der Nase und bin tot. So ein bisschen in die Richtung.
Wo siehst du die Kultur in Karlsruhe so in den nächsten
zehn Jahren, in der Zukunft? Werden wir viele Kultureinrichtungen
verlieren? Wird sich der Markt bereinigen, sage ich jetzt mal ähnlich wie im Einzelhandel,
dass man einfach sagt, es war zu viel in den wirtschaftlich fetten
Jahren und jetzt kommt halt so, nur die Harten kommen in den Garten.
Einige werden schließen müssen. Oder denkst du, dass wir alle so in der
in der Form behalten können? Also wenn die
Kulturamtschefin mir selber sagt, dass sie enormes
Defizit in anderen, in einigen Theatern sieht, wie man mit dem
Geld haushaltet. Also, ich sag jetzt mal, wirtschaftliche Probleme erkennt
und da trotzdem noch dran festhält, dann frag ich mich schon,
haben wir jetzt irgendwie was falsch gemacht? Also, ich vor allem was falsch gemacht, ja?
Man kann die Schulen, ja, und ich sage immer über Kooperationen
zwischen den Theatern, ich sage es nicht, muss nicht nur innerstädtisch die
Kooperation stattfinden, sondern auch über den Tellerrand hinaus schauen. Das
mache ich seit 14 Jahren. Ich kooperiere mit Dieter Hallervorden, ich kooperiere mit René
Heinersdorf, mit Hugo Egon Balder, mit Stücken, die ganz Deutschland verstreut
sind. Die kriegen Stücke von mir und ich von denen. So sparen wir enorm
Geld. Jetzt rechnen wir das mal hoch auf den Staatstheaterbetrieb.
Wenn die miteinander kooperieren würden, dann bräuchten die nicht 26 Mio.,
dann bräuchten die wegen mir ein schönes Haus, ja, was man jetzt ja baut, aber
zu völlig utopischen Konditionen und was man auch
niemals wahrscheinlich brauchen wird. Ich sag nur, das ist, ich war am Staatsrat
an Stuttgart 20 Jahre lang tätig Und es ist einfach nur abartig.
Ich habe ja keine Drehbühne. Wir haben ja damals vorgeschlagen, dass
man das Haus abreißt und neu baut, weil wir haben ja die Richtlinien
geschaffen, dass man Karlsruhe auch an der Stelle in die Höhen bauen könnte. Und so
wie jetzt, ja doch, man dürfte es jetzt. Also so wie in Hamburg, man hätte
unten rein das Theater machen können und zwei Etagen nach Büros und Geschäfte
oder Business und oben drüber sieben Etagen Wohnen am Theaterplatz, hätte
sich das Theater wahrscheinlich fast von selbst finanziert. Aber die Mehrheit wollte es
leider nicht. Und du sprichst mir gerade Aus dem Herzen. Ja,
als Unternehmer ist das für mich wirtschaftlich der Super-GAU. Also nicht nachvollziehbar.
Ja, ganz ehrlich. Ein Theater braucht keine frische Luft, braucht kein
Tageslicht. Das kannst du wirklich in die Erde bauen. Das ist wirklich
so. Wir sind ja im Innenhof. Wir haben kein Fenster nirgendswo. Es
ist eine Belüftung drin. Eine Versammlungsstätter-Richtlinie muss natürlich
passen. Aber in Düsseldorf, in Köln, egal
wo, sind die Theater wirklich irgendwo reingebaut. In New York, in
London. Die guten Theater sind wirklich richtig versteckt und die
Geschäfte drum. Ist ja wahrscheinlich auch für die Akustik nachher im Theater
sinnvoll, wenn die jetzt nicht gerade so... Ich weiß, bei der Elphi in Hamburg war
ja auch das Thema. Die haben die zum Schluss irgendwie an Drahtseile gehängt, weil man
das Tuten von den Schiffen da, die vorbeigefahren sind, so im Konzertsaal
hören würde. Ja, also... Ja, ich sag mal,
wohnen direkt an einem Theater, in einer Theaterwand würde ich jetzt auch nicht
wollen. Aber zwei Etagen dazwischen sind wäre eigentlich kein Problem.
Liebe höre ich Musik und jemanden singen als eine ratternde
Straßenbahn oder Schiffsklub.
Aber nochmal Staatstheater hat auch eine Daseinsberechtigung.
Das ist die experimentelle Kunst. Die versuchen da
schon, was Neues zu entwickeln und zu erfinden. Nur
Man muss schon wissen, wo geht der Trend hin? Die Zuschauer werden
das nicht mehr sehen wollen. Meine Rede. Ich bin
seit 30 Jahren auf Staatsebene
unterwegs und ich sehe dort die Zuschauerzahlen. Ich weiß, wo
die hingehen, die Leute. Interessant ist aber, dass es zum Beispiel auch
Gemeinderatstimmen gibt, die sagen, man muss auch diese
Randthemen, die jetzt vielleicht nicht, die vielleicht nur zehn Zuschauer anziehen
an dem Abend, auch diese muss man bespielen und sagen, die dürfen deswegen nicht
verloren gehen oder vollkommen, also Lyrik oder sowas, ja, wo man sagt, das schauen
sich relativ wenige an oder so. Das ist jetzt nicht der Trend. Das muss man
auch aufrechterhalten. Aber letztendlich bleibt es immer eine wirtschaftliche Frage. Aber da
könnte man es doch so machen. Die sollen jetzt hier bei mir die 75.000 kürzen
und ich tausche mit dem Staatstheater.
Ja, ich meine, ich habe doch voll und die haben leer. Da könnte man doch
ein bisschen tauschen. Das ist doch alles super. Und die 100.000.
Das finde ich eine spitze Idee. Lass uns Häuser tauschen.
Sorry, für wen machen wir es denn? Ja, für wen machen wir das? Für wen
machen wir Kultur? Für uns? Nee, ich mache es
nur für meine Zuschauer, für meine Freunde, die lachen wollen und
Abwechslung brauchen, die weg von diesen ganzen zerstörerischen
Nachrichten, die teilweise von außen reinprasseln, das Handy mal zwei Stunden zur
Seite legen. Ganz genau. So, das ist für mich Kultur. Konzentriert euch auf das
Wesentliche, was da vorne gerade stattfindet. Das bringe ich meinen Kindern jetzt schon bei. Natürlich,
wenn man mit Kultur in Berührung kommt, und das ist auch ganz
wichtig, dann kann das auf jeden Fall hängenbleiben
und inspirieren, das nachzumachen. Aber ich glaube, es liegt nicht
nur daran, dass man jetzt Kultur nachmachen muss oder irgendwie
im kulturellen Sektor bleibt, sondern open your mind.
Kultur ist kreativ. Man kann viel
differenzieren. Ist das richtig, ist das falsch? Das tun
die Menschen viel zu wenig. Da hab ich Angst davor. Das, was früher in der
Gastronomie stattgefunden hat, im Dorf, am Stammtisch,
findet jetzt im Internet statt. Das ist gefährlich, weil jeder
Vollpfosten seine Meinung sagen kann. Dann findet der
womöglich noch andere Vollpfosten. Am Stammtisch war es nur einer. Und hat es
dem anderen gegenüber so gesagt. Das zeigt auch den politischen
Trend aktuell an. Da gebe ich dir recht. Du hast vorhin schon
angesprochen, Stichwort Innenstadt, schwächelt der
Einzelhandel. Klar, das ist nicht nur hier in Karlsruhe so, das sind viele in anderen
Städten und überall sagen die Stadtverantwortlichen, ja, der Handel kann das
in Zukunft nicht mehr alleine machen. Es geht nur mit Kultur und Gastro.
Ich habe ja auch Kontakte zur DEHOGA und da frage ich immer, wer soll das
noch machen? Die haben kein Personal. Es gibt noch ein paar so Ketten, aber das
sind oft so Trends, dann fallen die weg. Und gerade die Kultur wird
da immer gern zitiert, dass es so die Mischung ist. Du hast ja vorhin gesagt,
das ist so, man geht in die Stadt vielleicht ein bisschen früher, isst vorher was
oder geht vorher noch irgendwas besorgen, geht hinterher in die Gastronomie. Aber
wenn jetzt natürlich in der Kultur solche finanziellen Einschnitte
kommen, weil die Kommunen alle klamm sind, dann würde ja dieses
Konzept gar nicht aufgehen. Ich habe es vorhin erwähnt. Ich sage, wenn ich hier
nicht mehr spiele, wird die alte Bank zumachen müssen. Definitiv.
Die Symbiose zwischen Kultur und Gastronomie ist enorm wichtig. Der Gast
hat die Karte schon vorher bezahlt, ist gern noch bereit,
entweder davor oder danach noch was zu essen oder zu konsumieren.
So und jetzt kommen wir gerade aufs KVV-Ticket. Wie wichtig ist es, dass sie das
KVV-Ticket haben? Die fahren mit der Straßenbahn rein, essen, trinken, ein,
zwei, drei Bier, fahren dann noch heim. Das ist ein Genuss. Das
wollen die. Wenn ich jetzt kein KVV-Ticket mehr rausgebe, dann
fahre ich mit dem Auto rein. Das heißt, die fahren mit dem Auto, mit einem
Wasser und was zu essen wieder zurück. Da kannst du natürlich nichts ertrinken.
Und dann ist aber auch der Spaßfaktor in der Stadt wird
immer schwammiger und schwieriger. Ja, es ist ja auch mit dem Auto wird es einem
ja nicht so leicht gemacht, in die Stadt zu kommen, muss man ganz ehrlich sagen.
Und die Preigebühren sind ziemlich hoch. Also für so einen Abend mit vier, fünf
Stunden ist man dann, löhnt man auch schon ganz schön. Nee,
Also das ist alles richtig. Ich finde, wenn wir es geschafft
haben, die letzten 14 Jahre die Inflation aufzufangen,
mehr Zuschauer ins Theater zu locken und jetzt anfängt, dort zu
kürzen. Ja, vor allem Corona überlebt. Ja, Corona überlebt haben. Ein
uns beiden bekannter Künstler hat vor kurzem gesagt, das fand ich ganz witzig,
Corona war mein persönlicher Kohleausstieg und da ist
was Wahres dran. Ja, und das ist auch so, das hat man ja finanziell noch
gar nicht verschmerzt, diese Einbußen von da. Wir haben Unterstützung bekommen während
Corona von der Stadt. Da bin ich auch sehr, sehr dankbar. Auch vom
Land und vom Bund. Und wir haben ein paar gute Sachen kaufen
können, die uns aufwerten. Aber ihr müsst jetzt auch wieder zurückzahlen.
Wir müssen teilweise was zurückbezahlen, aber nur wer kann.
Also jetzt von der Stadt her habe ich jetzt nichts gehört, aber bunt.
Und das wird das erste Mal alles geprüft. Das wird noch Jahre dauern. Das
also bis jetzt habe ich noch von niemandem, von keinem Theater gehört, dass man was
zurückzahlen muss, weil unsere Zahlen waren belegbar.
Trotzdem das Geld wird weg sein. Definitiv, weil die Stücke,
die Corona Stücke werden jetzt gespielt und die Gutscheine werden eingelöst. Das heißt,
wir haben Kosten und keine Einnahmen. So wird es sein.
Und trotzdem hoffen wir auf ein paar Zuschauer, die noch kein Ticket haben und
uns Tickets dann kaufen und Geld bringen.
Dann starte ich jetzt doch mal den kleinen Werbeblock. Liebe Zuhörer,
liebe Zuschauer, ihr habt es gehört, wenn ihr mal wieder zwei Stunden ohne
Handy und vielleicht Händchen halten mit eurer Frau in einem Theater verbringen wollt, dann
solltet ihr es jetzt tun. Egal welches in Karlsruhe, sie sind alle toll, sie
geben alle richtig Gas, sie leben für euch, sie leben hier für die
Bühne und unterstützen die Kultur. Das wäre ganz wichtig. Ich danke euch
fürs Zuhören und fürs Zuschauen und freue mich auf die nächste Podcast-Folge mit
euch. Tschüss!