Gasheizung, Wasserstoff & Wärmewende
Mit Andreas Schick
27.11.2023 24 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Folge diskutieren Petra Lorenz und Micha Schlittenhardt mit ihrem Gast Andreas Schick von den Netzen Südwest über die Herausforderungen der Energiewende und den Einsatz von Wasserstoff als Energieträger: Auch in der Heizung zuhause. Dazu muss aber die Stadt Karlsruhe jetzt die richtigen Weichen stellen!
In dieser Folge diskutieren Petra Lorenz und Micha Schlittenhardt mit ihrem Gast Andreas Schick von den Netzen Südwest über die Herausforderungen der Energiewende und den Einsatz von Wasserstoff als Energieträger.
Key takeaways:
1️⃣ Wasserstoffheizungen sind eine effiziente und kostengünstige Alternative zur herkömmlichen Heizung. Die Umstellung ist kein großer Akt und kann in vielen Fällen einfach umgesetzt werden.
2️⃣ Die Stadt Karlsruhe muss einen Energieleitplan verabschieden, der die Energiewende vorantreibt. Dabei sollte auch der Einsatz von Wasserstoff bei der Wärmewende berücksichtigt werden, insbesondere für Quartiere, die nicht von Fernwärme oder Wärmepumpen erreicht werden können.
3️⃣ Es ist wichtig, alle Sektoren offen zu halten und verschiedene Technologien zu nutzen, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Ein Energie-Mix ist sicherer und ermöglicht flexibles Handeln und Reagieren auf die verfügbaren Ressourcen.
💡🔌 Die Energiewende ist eine große Herausforderung, aber mit Konzepten wie Wasserstoffheizungen und einem offenen Ansatz für alle Sektoren können wir den Weg in eine nachhaltige Zukunft gehen. Dazu muss aber die Stadt Karlsruhe jetzt die richtigen Weichen stellen!
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Key takeaways:
1️⃣ Wasserstoffheizungen sind eine effiziente und kostengünstige Alternative zur herkömmlichen Heizung. Die Umstellung ist kein großer Akt und kann in vielen Fällen einfach umgesetzt werden.
2️⃣ Die Stadt Karlsruhe muss einen Energieleitplan verabschieden, der die Energiewende vorantreibt. Dabei sollte auch der Einsatz von Wasserstoff bei der Wärmewende berücksichtigt werden, insbesondere für Quartiere, die nicht von Fernwärme oder Wärmepumpen erreicht werden können.
3️⃣ Es ist wichtig, alle Sektoren offen zu halten und verschiedene Technologien zu nutzen, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Ein Energie-Mix ist sicherer und ermöglicht flexibles Handeln und Reagieren auf die verfügbaren Ressourcen.
💡🔌 Die Energiewende ist eine große Herausforderung, aber mit Konzepten wie Wasserstoffheizungen und einem offenen Ansatz für alle Sektoren können wir den Weg in eine nachhaltige Zukunft gehen. Dazu muss aber die Stadt Karlsruhe jetzt die richtigen Weichen stellen!
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Transkript
Ja, also das ist natürlich schon was, was die Menschen draußen auch verunsichert,
diese Riesenzummen. Es reicht ja nicht nur die Heizung, sondern wie Sie gesagt
haben, die Isolierung, vielleicht noch das Stromnetz, Kesselaustausch,
Dämmung, neue Fenster. Da kommen ja Unzummen auf die
Bürgerinnen und Bürger zu. Und das ist das, was den Leuten Angst macht.
Und aus Unternehmerkreisen höre ich natürlich, dass wir
da in Deutschland schon so ein bisschen isoliert sind, dass sie natürlich viele planen, auch
mit ihren Unternehmen ins nahegelegene Ausland abzuwandern, aufgrund
dieser Kostenstruktur für die Energie. Wenn Sie jetzt zum Beispiel
eine Wasserstoffheizung einbauen, das ist eine Brennwerttherme und die gibt
es übrigens auch, das ist gar kein großer Akt, die umzustellen,
das haben uns die Hersteller auch bestätigt inzwischen. Ich glaube, wichtig ist, dass
die Stadt es ermöglicht.
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von unserem Podcast Die Lage in Karlsruhe.
Heute haben wir einen besonderen Gast bei uns, Andreas Schick von den Netzen
Südwest. Sie sind Gasnetzbetreiber. Wollen Sie sich noch kurz selber
vorstellen? Sie haben ja nicht nur Erfahrungen im Gasnetz, sondern auch in vielen anderen
Sparten. Ja, also erstmal herzlichen Dank, dass wir
vorbeikommen durften. Ich bin von Hause aus Ingenieur für
Rohstoffe, Energie und Umwelt, habe viele Jahre in der Bauleitplanung gearbeitet, weiß
also auch wie lange Genehmigungsverfahren in allen Ebenen dauern,
war im Tunnel-, Straßen- und Flughafenbau tätig und
bin dann relativ früh in die erneuerbaren Energien gekommen, habe dort
im Bereich Photovoltaik als Bürogerist gearbeitet, bin seit
jetzt knapp 13 Jahren bei der EnBW, habe dort am Anfang auch
Windkraft projektiert und auch die BIMS-Verfahren mit aufgebaut,
bin dann noch mal in den 110 kV Stromnetzbereich gewechselt und habe
das Thema Stromnetzausbau wieder im Zuge der erneuerbaren
Energien dort mit eingebracht und ja, haben dann also
auch festgestellt, wie schwierig das ist für die 110 KV
eben alleine war Projektgesicht, wie man so schön sagt und bin jetzt seit
2017 Geschäftsführer der Netze Südwest und jetzt seit
kurzem, ja ungefähr jetzt fast ein Jahr auch
entsprechend der Landesbotschafter zusammen mit dem Heinz-Werner
Hilscher, dem Vorstand der Baden-Ober für den Gasnetzgebietstransformationsplan
des DVBW. Wow, man kann also sagen, Sie haben eigentlich die ganze
Bandbreite des Energiesektors einmal schon
durchlaufen und haben überall von allen Seiten einen Einblick gewonnen. Ja, also
ich habe zumindest die Möglichkeit, würde ich mal sagen, sektorübergreifend denken zu können
und ich glaube, das ist in diesen Zeiten ziemlich wichtig. Ja, absolut. Richtig. Und
da kommen wir auch schon zum Thema, denn die Stadt Karlsruhe muss einen Energieleitplan
verabschieden. Das ist nicht einfach so, weil wir Lust haben, das zu machen,
sondern wir müssen die Energiewende angehen und das ist auch gesetzlich vorgeschrieben. Und
die Stadt hat jetzt einen Energieleitplan vorgelegt. Wir als Fraktion haben ein
Positionspapier geschrieben, das kann man sich auch online herunterladen
und wir haben auch Rückmeldungen von Wissenschaftlern, wie zum Beispiel den Professor
Doktor Pinkwart bekommen, der im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung
sitzt. Denn in unserem Positionspapier haben wir festgestellt,
dass im Energieleitplan das Thema Wasserstoff so gut wie gar
nicht angesprochen wird. Und es hat uns natürlich ein
bisschen gewundert. Und wir sind der Sache nachgegangen und kamen dann zum
Thema Wärmewende natürlich. Was kommt
da auf uns zu? Und die Stadt Karlsruhe legt davor die Fernwärme und
Wärmepumpen. Das sind so die Hauptlösungen im Geothermie. Das sind auch Lösungen, die
sind sicher sinnvoll. Also das wissen wir alle. Die Wärmepumpe
wird auch als sinnvoll gesehen, wenn die Gebäude dafür saniert sind. Jetzt
gibt es aber auch Quartiere, die nicht von der Fernwärme erreicht
werden, aber die auch keine Wärmepumpe zulassen,
entweder wegen der engen Bebauung oder weil die Sanierung halt nicht
ausreichend ist, einen effizienten Betrieb zu
gewährleisten. Wie könnte Wasserstoff da eine Rolle spielen? Ich
glaube, am Anfang muss man erst mal überlegen, warum Wasserstoff auch wichtig
ist. Wir haben gerade schon gehört, es gibt das Fernwärmethema.
Das kann eine Lösung sein, hängt aber natürlich immer sehr stark damit zusammen,
womit betreibe ich denn diese Fernwärme? Wenn ich sie natürlich entsprechend
dann auch wirklich klimaneutral betreibe und ich habe zum Beispiel
Tiefengyotemie Potenziale, die aber auch sich rechnen müssen, das heißt die
Bohrungen müssen effektiv sein, sie müssten wirtschaftlich sein und
müssten dann auch verteilt werden. Dafür brauche ich wieder einen Backbone, der sehr viel Geld
kostet. Aber wenn das funktioniert, ja, dann macht es natürlich Sinn. Auf
der anderen Seite muss man aber auch sagen, ich habe in Baden-Württemberg
einen großen Mittelstand und einen Industriestandort, den ich versorgen
muss. Und gerade hier spielt das Thema Wasserstoff vor dem Hintergrund,
dass wir momentan mit dem Thema Stromnetzausbau schon ein Stück
hinten dran sind, sicherlich eine große Rolle. Weil die Frage, die sich am
Ende stellt, ist, wenn wir das Stromnetz nicht rechtzeitig ausgebaut
bekommen und gleichzeitig die Potenziale über die Fernwärme
mit ökologischen Mitteln nicht ausreichen, dann ist die
Frage, was bekomme ich zu welcher, zu welchem Preis
bald geliefert und solange ich das nicht weiß, muss ich
momentan einfach mir die Frage stellen, macht es Sinn, irgendetwas
abzuwählen? Aus meiner Sicht nein, sondern ich muss die Sektoren offen
halten, am Ende einen bezahlbaren Preis zu
haben für die Wirtschaft und zwar egal ob das jetzt Elektronen oder
Moleküle sind, ja, oder eben auch entsprechend
für den Mittelstand. Wir haben einen breiten Mittelstand, der muss auch transformiert
werden. Wir haben jetzt gelernt, dass wir den Strompreisdeckel
bekommen. Der ist aber nur für Unternehmen, die im
globalen Wettbewerb stehen. Das heißt, alle anderen sollen ihren
Preis einfach an den Endverbraucher weitergeben. Und das ist der Großteil der Unternehmen.
Und das ist der Großteil der Unternehmen. Und die Frage ist auch, wo ist diese
Grenze? Die ist ja noch gar nicht richtig definiert worden. Das
bedeutet aber, ich muss die alle transformieren und ich muss
denen eine Sicherheit geben. Und das ist lokal
völlig unterschiedlich. Sie haben das gerade schon gesagt. Wir haben bei uns auch
Tools entwickelt im Unternehmen. Da haben wir quasi gebäudescharf
die Hüllen der einzelnen Gebäude. Das heißt, was haben die für Wärmebedarfe,
für Wärmelinien dichten. Da sind wir auch einer von drei, glaube
ich, Netzbetreiber in ganz Deutschland, die sowas haben. Und wir sehen die Potenziale,
PV, Aufdach, Wind, Tiefengeothermie. Und
interessant ist, Sie bekommen dann lokal völlig unterschiedliche
Auswertungen, also sogenannte Vorranggebiete, wo Sie was, wie, hin
transformieren sollten. Mal ein Beispiel, wenn Sie einen historischen
Ortskern haben, dann sind die Gebäude in diesem historischen Ortskern
natürlich meistens am ältesten. Je weiter Sie in diesen Speckgürtel gehen, desto mehr
kommen Sie in neuere Gebiete. So und jetzt müssen Sie sich vorstellen, ich bin auch
Energieberater, habe auch ein Ingenieurbüro fünf, sechs Jahre geführt in
dem Bereich, Sie haben Gebäudehöhlen, 80 Prozent,
über 80 Prozent der Gebäudehöhlen in Deutschland sind nicht mal
KFW 70 Standard. Das heißt, das kommt aus dem Statistischen Landesamt,
zwei Drittel aller Gebäude sind bis 1978 errichtet worden
und dann die anderen unter dem K-470-Standard.
Und sie haben aber über 80 Prozent der Heizungen in Deutschland, die nicht
dekarboniert sind, also Ölheizung, Gasheizung und noch
Holz zum Beispiel. So, das bedeutet, am Ende des Tages sind
immer von fünf Leuten vier betroffen. Egal, ob im
Mittelstand, privat oder in der Industrie. Und das bedeutet aber auch,
wenn Sie sich die Gebäudehöhlen noch mal anschauen, Sie haben Fachwerk, Sie haben
Vollziegelbauweise, Hohlochziegelbauweise, Rollständerbauweise, dann
kommt Ötom Und erst ab 2000, ja ich glaube 2, 3,
4 geht es aufwärts, haben sie Niedrigenergie- und Passivhausstandards. Also das
haben sie noch gar nicht so lange. Das bedeutet aber, die mit den alten
Gebäudehöhlen, gerade Fachwerk- und Vollziegelbauweise, die können zwar
eine Dämmung ins Dach einbauen und in die Kellerdecke und die Fenster
tauschen, aber die Dämmung ans Haus bauen können sie nicht, weil sie kriegen
immer Schimmelbildung. Was sie dann tun müssen, ist die Dämmung etwas davor
stellen, damit sie hinterlüftet ist. Aber dann wird sie natürlich nicht mehr so und das
bedeutet, sie haben ganz andere Wärmebedarfe und die alten Heizungen
haben Vor- und Rücklauftemperaturen von 60 bis 65 Grad. Das
bedeutet so zu ökonomisch ist dieser Effekt
relativ groß. Wenn Sie dann in einem solchen Haus
eine elektrische Wärmerumpfe einbauen und sie müssen dämmen, die
Fenster tauschen. Vielleicht müssen sie auch noch hergehen und müssen die
Elektrik erneuern, wenn sie keine FE-Schaltung haben. Also die
kostet bei allen Familienhäusern kostet die Sanierung laut Haus und
Grund 95.000 Euro circa. So jetzt können Sie mal
dagegen rechnen, was habe ich denn für Möglichkeiten sonst einzubauen?
Wenn Sie jetzt zum Beispiel eine Wasserstoffheizung einbauen, das
ist eine Brennwerttherme und die gibt es übrigens auch, das ist gar
kein großer Akt die umzustellen, das haben uns die Hersteller auch bestätigt
inzwischen, dann kostet die zwischen acht und
zehntausend Euro. Sie können auch eine Gasabsorptionswärmepumpe
einbauen, die 100 Prozent wasserstoffready ist. Das Besondere
ist, die hat den Vorteil, dass sie wie eine Wärmepumpe
auch vom Haus steht. Das heißt, sie haben das nicht mal im Haus, aber sie
ist 30 Prozent wirtschaftlicher nochmal. Und sie haben
aber die gleichen Vor- und Rücklauftemperaturen. Das heißt, sie müssten nicht das ganze
Haus in dem großen Stil dämmen, umstellen. Aber
es muss ans Wasserstoffgasnetz dann angeschlossen werden.
Genau, also es muss ans Wasserstoffgasnetz angeschlossen werden. Das ist
natürlich entscheidend und es muss auch in die Umstellungen rein, in die Umstellzonen
gehen. Und entscheidend ist dafür, dass die Verteilnisbetreiber sich
an dem Gasnetzgebietsreformationsplan beteiligen. Das heißt, die definieren
dann die Umstellzonen, melden das an den DVGW, was jetzt auch
schon sehr, sehr viele tun. Also von 515.000 Kilometern
Verteilnetzen haben wir, glaube ich, schon 475.000, die sich
beteiligen daran. Was ist der DVGW für die Zuhörer? Das ist der Deutsche
Verband Gas-Wasser, der eigentlich die ganzen Zertifikate und Regelwerke
festlegt für das Gas- und Wasserwesen. Ich glaube nämlich, das
Hauptproblem ist, dass viele Bürger natürlich aufgrund von Habecks
Heizungsgesetz auch Angst haben, was kommt da auf mich zu. Sie
wollen natürlich auch dem Klimawandel entgegenwirken und ihre
Heizungen umstellen, aber wenn ich jetzt, weil sie vorhin gesagt haben, ein Großanteil der
Häuser hat schon ein gewisses Alter und so ist es ja verhältnismit den Hausbesitzern
in der Regel auch. Ja, das sage ich jetzt mal, die sind ja Generation 50,
60 plus. Jetzt gehen sie mal heute als 70-jähriger Häuslebesitzer
zur Bank und sagen, ich muss jetzt aufgrund der
Umstellung der Energie in mein Haus 100, zwischen 100 und 200.000
Euro investieren. Dann sagt die Bank ja danke fürs Gespräch, mit uns nicht.
Ja also das ist natürlich schon was, was die Menschen draußen auch verunsichert,
diese Riesenzummen. Es reicht ja nicht nur die Heizung, sondern wie sie gesagt
haben, die Isolierung vielleicht noch, das Stromnetz, Kesselaustausch,
Dämmung, neue Fenster, da kommen ja Unzummen auf die
Bürgerinnen und Bürger zu. Und das ist das, was den Leuten Angst macht.
Und aus Unternehmerkreisen höre ich natürlich, dass wir da in
Deutschland schon so ein bisschen isoliert sind, dass sie natürlich viele planen, auch mit ihren
Unternehmen ins nahegelegene Ausland abzuwandern, aufgrund dieser
Kostenstruktur für die Energie. Das erleben wir auch. Vielleicht noch eine
Ergänzung zum Thema Fernwärme. Egal, ob Sie jetzt
entsprechend eine elektrische Wärmepumpe einbauen oder sie bauen
eine Wärmezentrale für Fernwärme ein. Meistens haben sie ja Mehrfamilienhäuser
hier in Karlsruhe und dann brauchen sie auch für so eine
Zentrale 25.000 bis 40.000 Euro, aber sie haben ja dann
vorher Gasetagenheizung. Das heißt, sie müssen die Wasserpreisläufe erst
mal miteinander verbinden. Auch da kommen hohe Kosten auf sie zu.
Also wichtig ist, glaube ich, nochmal wichtig, die Industrie muss einen
bezahlbaren Preis haben für Energie hier vor Ort. Und wir
erleben jetzt schon auch in den Gesprächen mit den Industrieunternehmen, dass sie sich
Gedanken machen abzuwandern. Wir haben ja auch schon die Führungsrolle
von Deutschland quasi an Frankreich und Spanien abgegeben. Das ist
auch ein ganz wichtiger Part nochmal. Also die Fernwärme, Sie haben ja
vorhin schon mal angesprochen, es kommt natürlich immer darauf an, wo sie herkommt. In Karlsruhe
kommt sie von der Mineralöl-Raffinerie, schießt
natürlich viel CO2 in die Luft. Die wird sich auch transformieren
müssen, denke ich, in der Zukunft oder sie wird abwandern. Das ist
natürlich die große Frage, ist die Fernwärme dann noch gesichert und wie
viel Abwärme produziert es dann, wenn es auf EFUL
geht oder ähnliche Geschichten. Zweiter Punkt ist ja, das
haben wir auch kritisiert, man hat ja durch die Fernwärme
als Stadt natürlich attraktiv das Monopol, beim
Gas natürlich nicht. Da kann sich der Endkunde natürlich auch
andere Anbieter raussuchen, was auch noch mal so eine
Sache ist. Gibt es denn ein Beispiel, wo man sozusagen
Wasserstoff oder der Gasnetzausbau in anderen Städten
verboten hat oder das weggenommen hat und gesagt hat, okay, wir haben nicht diese
Quartiere, wo wir noch mit Wasserstoff irgendwie
zuliefern. Gibt es da schon Beispiele? Ja, es gibt tatsächlich das Beispiel von der
Stadt Basel in der Schweiz. Die haben 2017 gesagt, sie möchten
keine Gasheizung mehr zulassen und haben dann gesagt, okay,
keine Gasheizung mehr an der Stelle. Und seit 2021 ist das
auch der Fall. Sie haben aber ein Fernwärmenetz, was nur 20 Prozent des
Stadtgebietes abdeckt. Und die Kollegen dort haben mir berichtet, dass jetzt
dort entsprechend die Kunden zwar selber keine Gasheizung mehr einbauen dürfen, aber das
machen jetzt die Stadtwerke für sie, die daran gutes Geld verdienen.
Aber am Ende des Tages weiß man noch nicht mal, wann auch das Fernnetz soweit
ausgebaut ist. Das heißt, auf Kosten des Steuerzahlers Dort wird jetzt
quasi das Thema nach hinten verschoben. Aber das kann ja nicht Sinn
der Übung sein. Ich glaube ein ganz anderer wichtiger Punkt ist das Thema Sanierungsraten.
Spannend ist zum Beispiel, wir rechnen hier bei der KABW immer mit einer
Sanierungsrate von 1,5 Prozent. Die Agora Energie und
die Dena hat mit 2 Prozent gerechnet. Das hatten wir vor vielen Jahren.
Wenn sie heute anfangen würden, alle Häuser zu sanieren in Deutschland,
bei einer Sanierungsrate von 2 Prozent, dann hätten sie 2050
60 Prozent aller Gebäude saniert. Aber die Ist-Sanierungsrate
liegt bei 0,85 Prozent. Manche sagen bei Karlsruhe
die 1 Prozent. Das Szenario des Energieleitplans für die
Klimaneutralität spricht von 4,8, die ja gar nicht mögen.
Also das wäre ein Wunder, vor allem weil die IHK uns melden, dass
die Handwerk kann man eigentlich immer mehr abmelden.
Also ich glaube noch mal ein ganz wichtiger Part. Wichtig ist auch die
Frage ist doch, was kostet was? Wir wissen natürlich nicht ganz
genau, was kostet Wasserstoff. Wir haben Studien dazu. Das ist
egal, ob das jetzt die Frontier-Economics-Studie
ist oder die von der Akatek, der Wasserstoffkompass oder
die vom Fraunhofer ISE. Die sind immer so bei drei, vier Euro
unisono. Wir wissen auch nicht, welche Mengen wir haben und in welchen
Farben. Wir brauchen auch den Stromnetzausbau, das ist auch sehr wichtig. Aber wir
haben jetzt erlebt, wir haben eine Studie von der Energiedenkfabrik
Ruhr, die beim Land vorgelegt worden ist, für die 30 kV-Ebene alleine
50 Milliarden. Wenn Sie das über alle Bundesländer hochrechnen, mal
nur zehn von 16 Bundesländern, wären Sie schon bei 500 Milliarden in Stromnetz
in der untersten Ebene. Da kommen noch mal die 110 kV Ebene dazu, die
ungefähr genauso groß sein dürfte. Also man rechnet
vermutlich mit irgendwas von 1000 bis 1200 Milliarden für alle
Stromnetzebenen für den Netzentwicklungsplan wie die Ausbaustufe. Wir
wissen beim Wasserstoffkern, es kostet 20 Milliarden.
Wir wissen, wenn wir jetzt die Verteilnetze dazu nehmen, da kommen noch mal ungefähr
15 Milliarden dazu. Da sind wir aber ein Vielfaches davon entfernt.
Aber was ich damit sagen will, ist, wir wissen nicht nur, was Wasserstoff kostet,
nicht kostet. Wir wissen auch nicht, was der Strom dann kosten wird, der ja über
die Netzentgelte umgelegt wird. Und auch die Fernwärmenetze sind
ja historisch eigentlich eher teuer an dieser Thematik. Und da
haben sie gerade ein wichtiges Thema angesprochen, den sogenannten Anschluss- und Benutzungszwang.
Der Herr Habelkatz hat es ja rausgenommen aus seinem Gesetz.
Im Land steht es im Klimaschutzgesetz noch drin. Die Frage
bleibt, hält das vom Verfassungsgericht in Karlsruhe?
Und ist die Frage, kommen wir da wieder in ein nächstes verfassungsgerichtliches
Thema rein. Das heißt, wir haben ja extra die Netze
anbandelt, eben Strom und Gas, dem Bürger diskriminierungsfrei
einen Zugang zu gewähren. Wenn ich ihm dann sage, du darfst mit deinem Haus
aber nur dieses eine hier umsetzen, dann hat er ja keine
Diskriminierungsfreiheit mehr, sondern er wird quasi gezwungen zu einem festen Preis
anzugehen. Heute kam es ja aktuell in den Nachrichten der Beitrag,
dass die Bundesnetzagentur im Bedarfsfall, also wenn
wenig Strom vorhanden ist, keine Sonnenscheinung, kein Windbläs, eben
die Wärmepumpen und auch den Strom für das Aufladen der
Autos dimmen darf. Das ist ein schönes Wort, also runter
dimmen, heißt eigentlich es wird dunkel. Und das ist ja die Frage. Zuerst will ich
den Bürger abhängig machen von einem All-Elektrik-Ansatz. Und wenn dann alle
dranhängen, sage ich, so wird es nicht reichen, stelle ich euch ab. Das stellt sich
mir die Frage, was da der Hintergrund ist. Sie reden jetzt vom
Bürger. Ja, ich rede vom Bürger. Wenn Sie jetzt in Richtung Produktion
gehen, wollten Sie an einem Wirtschaftsstandort produzieren, wo Ihnen
das Netz dann entsprechend gedimmt wird. Wobei das hieß ja mal
runterregeln, man hat es jetzt gedimmt genannt, weil es besser klingt. Hört sich schöner an.
Hört sich schöner an. Also ich glaube entscheidend ist genau der Punkt, den Sie gerade
genannt haben. Wenn Sie sehen, was auf die Stromnetze zukommt, nicht nur
Wind- und Solarstrom umverteilen, sondern jetzt eben das Thema Elektromobilität,
Digitalisierung und KI ist ein Riesenthema, darf man nicht vergessen. Und
dann soll noch die ganze Wärme da drauf. Ich glaube, vor den Sanierungsraten,
den Lieferzeiten, den Inflationsraten, den Mehrkosten, die wir
für Bau und Material kriegen, ist noch gar nicht absehbar, was
wie viel kostet. Deswegen kann ich nur noch mal sagen, wir brauchen alles, aber
wir müssen die Sektoren offen lassen. Nur so können wir nämlich von
unten nach oben gucken. Und das ist eigentlich das Wichtigste. Genau, also das Thema Sektorenkopplung
ist ja auch, was uns Sicherheit verschafft. Gerade wenn mal der Strom fehlen
sollte oder durch die Überforderung beim Strom das Netz mal
zusammenbricht, hätten wir immer noch die Wärme oder hätten wir immer noch das
Gas. Also man muss ja diese Sektoren zusammen auch
auch denken, krisenfest zu sein, anstatt sich an eine
Lösung alleine zu binden. Also es teile auch
von unserem Positionspapier natürlich, Wir haben das auch mehrmals eingebracht
gehabt. Jetzt zeigt es ja, wir können die Sanierungsrate
nicht erreichen, die 4,8 Prozent, aber wir könnten
das Gasnetz mitdenken und den Wasserstoff mitdenken. Klar,
wir wünschen uns natürlich grünen Wasserstoff. Es gibt natürlich noch die
alternative blauer Wasserstoff aus Norwegen, auch wenn das umstritten
ist. Jetzt wird uns oft entgegengehalten,
Wasserstoff wird ja durch Strom produziert, deswegen kann
man nicht sagen, das Wasserstoff würde da was wegnehmen, weil wir
ja das Stromnetz trotzdem brauchen, den Wasserstoff hergestellt zu
bekommen. Kann man dieses Argument entkräften? Ja, ich glaube von
den großen Kosten her, den Kostenunterschieden, was es am Ende auch
kostet, über den Netzausbau. Natürlich
sind sie zunächst mal am effizientesten, wenn sie den Strom direkt nutzen. Das steht
außer Frage. Auf der anderen Seite sehen wir jetzt, dass mit der Kapillarelektrolyse
oder den Photovoltaik- Wasserstoffmodulen auch neue
Technologien kommen, die wesentlich höhere Wirkungsgrade haben.
Und diese Technologien müssen wir umbauen. Das ist kein Hightech, das ist ein Midtech, wie
bei der Photovoltaik zum Beispiel auch. Das ist ein ganz
wichtiger Punkt, das wir dem reinbringen, weil das einzige wichtige Thema
ist, glaube ich, am Ende, Wir gehen momentan immer her und sagen von oben nach
unten, wir müssen es so umsetzen und wir brauchen das. Und was zweifellos
ist, wir haben eine Klimawende, die wir hinkriegen
müssen, weil die läuft schon, das Thema Erderwärmung. Wir
haben aber auch eine Physik, die wir nicht ausgrenzen können und aushebeln
können. So was wir aber beeinflussen können, ist die Wirtschaftlichkeit. Und die Frage, die
wir uns stellen müssen, ist, was gibt es denn für einen Preis für die
Wirtschaft, für Elektronen und grüne Moleküle oder
klimaneutrale Moleküle, den die Wirtschaft trägt, den der
Mittelstand trägt und die auch der Endverbraucher so zu ökonomisch tragen kann.
Und ich glaube, da müssen wir noch mal ansetzen, weil nur diesen
einseitigen Weg und Sektoren schließen, wenn sie die einmal geschlossen
haben, kriegen sie den nicht mehr auf. Und wir verlieren in Zweifel
auch im Grunde genommen den Wirtschaftsstandort und den Vorteil
an andere Länder. Schauen Sie sich was das Ganze in Frankreich, Spanien,
Schweiz, osteuropäischen Ländern kostet. Im Grunde genommen
hilft es doch nichts, wenn wir die Arbeitsplätze und die Wirtschaft Standort verlieren,
sondern wir müssen es auch so schaffen, dass es tragbar ist für Wirtschaft
und Privatkunden. Genau, die Wasserstoffstrategie des Bundes
sagt ja auch, okay, erstmal für die Wirtschaft, dann für die Wärme
und dann für die Mobilität den Wasserstoff zu nutzen, das in
Karlsruhe anzupacken. Was müsste geschehen? Also man sollte
zunächst einmal alles betrachten. Natürlich auch das
Tiefengeothermie-Konzept, aber momentan wissen wir noch nicht, ob das klappt.
Beispiel Bohrung Graben-Neudorf, müssen wir gucken, was da noch passiert.
Die zweite Thematik ist, wir müssen gucken, wie schnell wir die Stromnetze
ausgebaut kriegen. Die dritte Thematik ist aber, sie können auch die
Gasnetze teilweise zumindest auch transformieren. Das heißt,
sie müssten dann auch einen Gasdienstgebiets-Transformationsplan melden.
Und ich kann nur noch mal betonen, ich würde alle Sektoren offen halten.
Das heißt aber auch, ich muss in der kommunalen Wärmeplanung, die jetzt ansteht,
die abgegeben werden muss bis Ende des Jahres, auch Wasserstoffgebiete
oder zumindest Prüfgebiete anmelden. Dann habe ich im Grunde genommen
alle Türen offen gelassen und ich kann auch reagieren, was wie
schnell zu welchem Preis vorhanden ist. Es ist ja prinzipiell so, dass, sage ich
mal, Energie-Mix immer das sicherste ist. Ich finde es immer kritisch, sich von
einem Energieträger abhängig zu machen. Ja und der große Vorteil ist, wir
leben in einer Marktwirtschaft, das heißt die Frage ist, welche Technologie setzt
sich wie durch und ist wie tragbar. Ich glaube, das ist eine ganz entscheidende
Art. Vielen Dank. Ich würde noch mal zusammenfassen.
Was es jetzt braucht, ist eigentlich beim Energieleitplan die
Wasserstoffnetzgebiete zu melden, mindestens Prüfgebiete.
Und die müssen gemeldet werden bis 2025, weil sonst ist es zu
spät. Der Zug ist dann abgefahren. Deswegen müssen die Entscheidungen jetzt
getroffen werden. Zweitens, Lösungen für die Privathaushalte
sind möglich. Es gibt die Technik schon, wie Sie auch gesagt haben, sogar
Wasserstoff-Wärmepumpen. Das wäre eine Möglichkeit.
Im Vergleich zu anderen Technologien. Genau, da stehen 9.000 bis 10.000 Euro, gegenüber
von über 100.000. Die Wärmepumpe Wasserstoff kostet 20.000,
ist aber natürlich von den 95.000 auch weit entfernt. Genau. Ein
nächster Schritt wäre natürlich, dass dann auch die Stadt auf die betroffenen Eigentümerinnen
und Eigentümer zugeht und sagt, so sieht es aus, das ist möglich,
baut die Heizung zu dem und dem Stichtag damit man
einen geeigneten Umstieg schafft. Ich glaube, wichtig ist, dass die Stadt
es ermöglicht. Und damit kommen wir... Das ist die
Aufgabe der Politik hier. Empfehlen
zu können. Von einer Mehrheit, von einer demokratischen
Mehrheit, aber da arbeiten wir dran. Herzlichen Dank. Sie können alle
Links in der Beschreibung sehen zu dieser Podcast-Folge und natürlich auf
YouTube auch mit Video anschauen. Und dann bis zum nächsten
Mal. Ciao, ciao. Wiederschauen.
Untertitel von Stephanie Geiges